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Historie von Blau-Weiß Hand – Erinnerungen von Franz-Josef Blum

Franz-Josef Blum war langjähriger Vorsitzender des SV Blau-Weiß Hand. Er starb 2014 im Alter von 88 Jahren. Er hat den Stadtteil Hand von 1964 bis 1989 im Gladbacher Stadtrat vertreten, unter anderem als Vize-Chef des damaligen Sport- und Freizeitausschusses. Für sein Engagement im Rat wurde er mit der goldenen Gedenkmünze (1974) und dem Ehrenring (1985) der Stadt ausgezeichnet. Auch für die katholische Gemeinde St. Konrad setzte er sich im Kirchenvorstand ein. 1987 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen.

Sein Enkel Alexander Vogt hat uns die Erinnerungen seines Großvaters zur Verfügung gestellt und uns gestattet, die unseren Verein betreffenden Texte und Bilder hier zu dokumentieren. Vielen Dank dafür!

September 2016, Guido Hüpper

Franz-Josef Blum, 1969
Franz-Josef Blum, 1969

Aus den Erinnerungen von Franz-Josef Blum

Presse Wechsel Vorstand 1965

Presse 1965

Die ersten Jahre

Am 01.01.1965 wurde ich Mitglied des SV Blau-Weiß Hand. Der Verein wurde 1962 auf Initiative eines Hander Kegelclubs als reiner Fußballverein gegründet. Zu dem Kegelclub gehörte auch der Tiefbauunternehmer Fred Kötz, ein „Hander Jung“, der besonders die Fußballjugend des neuen Vereins immer wieder förderte. Erster Vorsitzender wurde der Friseurmeister Herr Josef Döpper. Schon 1964 bildeten sich eine Tischtennis- und eine Schwimmsportgruppe, die Vorläufer der späteren Freizeitabteilung. Anfang 1965 hatte der Verein 154 Mitglieder. Der Beitrag wurde vom Kassierer Willi Schüßler durch Hauskassierung eingezogen. An einem trüben Freitagabend, 15.01.1965, ging ich bei Schneematsch und Glatteis zu Fuß zur Jahreshauptversammlung des SV Blau-Weiß Hand in die Diepeschrather Mühle. Ich hatte keine Ambitionen, ich wollte mich nur sehen lassen und setzte mich auf einen der hinteren Plätze. Im Vorstand gab es Streit, Herr Döpper stand für eine Wiederwahl nicht mehr zur Verfügung. Es war nun schwierig, den Vorstand neu zu besetzen. Da schlug mich Willi Schüßler plötzlich als Vorsitzender des SV Blau-Weiß Hand vor und ich nahm an, eine schwerwiegende Entscheidung, die mich für mehr als zwei Jahrzehnte an die Vereinsführung band. Als ich den Vorsitz übernahm, waren die Bedingungen, unter denen die Hander Sport trieben, oft kaum zumutbar. Gymnastik konnte dank dem Entgegenkommen der Gemeinde Odenthal erstmals in der Schildgener Kleinturnhalle durchgeführt werden. Die Fußballer trainierten auf fremden Plätzen, im Winter zunächst in einer ungeheizten, mit Betonboden versehenen Halle der Kaserne. Erschwerend kam hinzu, dass die Übungsstunden oft erst zu den Zeiten stattfinden konnten, die von anderen Vereinen nicht mehr erwünscht waren. Umso dringender war der Bau einer Hander Turnhalle und eines Hander Sportplatzes.

Fred Kötz mit Frau, einer der Gründer von BW

Fred Kötz mit Frau, einer der Vereinsgründer und Förderer

Als neuer Vorsitzender des SV Blau-Weiß Hand lag der Schwerpunkt meiner Arbeit auf dem dringend notwendigen Bau der Hander Sportstätten. Unterstützung erhielt ich von der Bürgergemeinschaft, den Schulen und den Hander Stadtverordneten. Bei der Turnhalle galt es, eine Kleinst-Turnhalle zu verhindern, die nicht wettkampfgerecht war. Durch ein gemeinsames Vorgehen über Parteigrenzen hinweg gelang es 1966 den Hander Stadtverordneten (Blum, Opiela, Schüßler und Schuh) in einer Kampfabstimmung des Stadtrates, den Bau einer teilunterkellerten, mittelgroßen Turnhalle durchzudrücken, in der man auch Wettkämpfe nach den Richtlinien des Landessportbundes ausführen konnte. In dieser Sitzung sprach Bürgermeister Fröling von der „Hander Mafia“, eine Bezeichnung, die noch jahrelang im Stadtrat kolportiert wurde. Die Turnhalle, eine Schulturnhalle, von Architekt Derda entworfen, wurde 1967 eingeweiht und konnte nun in freien Zeiten von unserem Verein genutzt werden. Die Mitgliederzahlen in unserer Freizeitabteilung stiegen sprunghaft an und noch im gleichen Jahr wurde eine Handballabteilung gegründet. Unter Kassierer Broich wurde die Hauskassierung auf Hallenkassierung umgestellt. Ab 1969 wurde dann ein Bankfachmann, Wilhelm Aenstoots von der Vinzenz-Feckter-Straße, Kassierer des Vereins. Er führte für unsere Vereinsbeiträge die Überweisung und später das Einzugsverfahren ein.

 Bau des Fußballplatzes

1967 konnten wir mit dem Bau eines vereinseigenen Fußballplatzes beginnen. Das Gelände pachteten wir von der Stadt Bergisch Gladbach langfristig in der Nähe der Hander Grundschulen. Die Bauleitung übernahm Willi Schüßler, der hierfür aufgrund seiner beruflichen Ausbildung alle Voraussetzungen mitbrachte. Während der Baumaßnahme legte er abrupt die Bauleitung nieder, weil ich nicht bereit war, in einer politischen Frage gegen meine Fraktion zu stimmen. Ich stand nun da – ohne jeden Sachverstand – mit einem halbfertigen, teuren Sportplatz. Da kam mir Josef Konkulewski zu Hilfe, den ich von der Pfarre St. Konrad kannte. Er war bei der Stadt Bergisch Gladbach als Ingenieur in der Tiefbauabteilung beschäftigt und dort zuständig für die Entwässerung. Mit seiner Hilfe konnte im Sommer 1970 der Sportplatz, der später noch durch eine großzügige Spielanlage für Kinder erweitert wurde, fertiggestellt werden. Hierfür bin ich ihm heute noch dankbar. 1970 Fußballjugend nach Einweihung Sportplatz

Durch die schwere Krankheit und den langen Kuraufenthalt meiner Frau in Todtmoos war ich im gleichen Jahr gezwungen, meinen Vorsitz beim SV Blau-Weiß Hand kurzfristig niederzulegen. Damals zählte der Verein bereits 1450 Mitglieder. Mein Nachfolger war der II. Beigeordnete der Stadt Bergisch Gladbach, Volkmar Däberitz (SPD). Er war nun der Präsident des Vereins und fusionierte 1971 die Vereine Sportfreunde Paffrath und SSV Katterbach mit dem SV Blau-Weiß Hand zur SSG Bergisch Gladbach.

Neugründung 1973

flugblatt Gruendungsversammlung 1973

Presse 1973

Der Bauunternehmer Weissenberger wollte 1973 zusammen mit Volkmar Däberitz (SPD) den Traditionsverein SV 09 Bergisch Gladbach mit der neuen SSG Bergisch Gladbach zu einem Gladbacher Großverein fusionieren. Größte Gegner der erneuten Fusion waren die Fußballer des alten SV Blau-Weiß Hand. Sie hatten erlebt, je größer der Verein wurde, umso weniger Kinder und Jugendliche konnten Fußball spielen. So kam es am Sonntagmorgen, dem 08.07.1973, in der Hander Schützenhalle zu einer spontanen Wiedergründung des Sportvereins Blau-Weiß Hand. Der Gründungsausschuß bestand aus den Herren Willi Schüßler, Franz-Josef Blum, Gerd Broich und Wilhelm Aenstoots. 93 Sportler wurden sofort Mitglieder des wiedergegründeten Vereins. Ich übernahm den Vorsitz, und es entstanden erneut die Abteilungen Fußball, Handball und Freizeit. Ende 1973 wurde die Budoabteilung und 1975 die Tennisabteilung gegründet. Gerd Broich wurde mein Stellvertreter und Wilhelm Aenstoots Kassierer. Unsere Neugründung fiel zusammen mit dem wirtschaftlichen Zusammenbruch der Firma Weissenberger in einer aufgeheizten Atmosphäre. Wir hatten Angst, dass uns Bauarbeiter der Firma Weissenberger die Fensterscheiben einwarfen. Franz Weissenberger hatte sich übernommen und stopfte ein Geldloch dadurch, dass er ein grösseres aufriss. Revolver-System“ bescheinigte ihm später das Gericht. Als ihm der 24-Millionen-Auftrag für den Bau der Paffrather Gesamtschule entging, brach das Weissenberger-Imperium mit einem Riesenknall zusammen. Franz Weissenberger hatte zuvor mit allen Mitteln versucht, die Stadt doch noch zu bewegen, ihm den rettenden Auftrag zuzuschanzen. Stadtdirektor Otto Fell, der damals gegen manche widerstrebende Kräfte aus der Politik einigermaßen korrekte Verfahrensweisen durchsetzte, schlief in diesen Nächten mit einer geladenen Pistole auf seinem Nachttisch. Die Neugründung des SV Blau-Weiß Hand“ war ein öffentliches Signal und wir hatten keine Schwierigkeiten, unsere alten Sportstätten zurückzuerhalten.

Gründung der Tennisabteilung

1975 gründete der SV Blau-Weiß Hand eine Tennisabteilung. Ihr engagierter Leiter war viele Jahre Joachim Scholtis. Im Januar 1976 begann man den Spielbetrieb mit knapp 100 Mitgliedern auf dem Schulsportgelände Ahornweg der Stadt Bergisch Gladbach und wechselte 1978 auf das Schulsportgelände der IGP. Ziel war jedoch die eigene Tennisanlage. Wegen der Ortsbezogenheit erhielt der Verein von der Stadt ein zentrales Pachtgrundstück an der Paffrather Mühle. Es begannen schwierige Verhandlungen zwischen Vorstand und Stadt. Zu dieser Zeit befanden sich neben mir im Vorstand nach § 26 BGB Willi Schüßler als mein Stellvertreter (1978-1982) und Wilhelm Aenstoots als Kassierer (bis 1982). Seitens der Stadt war Stadtkämmerer Steeg ein fairer Verhandlungspartner. Die Bauleitung der vereinseigenen Tennisanlage des SV Blau-Weiß Hand lag bei Sportstättenwart Helmut Ruppel. Er war alles in einer Person, der umsichtige und erfolgreiche Planer, Finanzberater und Koordinator auf allen Ebenen, aber auch der geschickte Handwerker, wenn es darum ging, durch Eigenleistung Geld zu sparen. 1981wurde der 1. Bauabschnitt der Tennisanlage eingeweiht: 9 Tennisaußenplätze, Flutlichtanlage, Umkleidegebäude mit Jugendraum. Im Sommer 1983 baute der Verein eine vereinseigene Tennishalle mit 4 Hallenplätzen. Zwischenzeitlich hatte der Verein 1976 unter Leitung von Willi Schüßler und tatkräftiger Mithilfe der Alte-Herren-Fußballer auf unserem Hander Sportplatz neben den Grundschulen eine Trainingsbeleuchtung errichtet. 1983 stieg die Mitgliederzahl des SV Blau-Weiß Hand auf über 2.500 (Tennis: 600). 1983 Bau Tennishalle

1982 Medenwalt stv vorsitzender Neben mir Rolf Medenwald, Stellvertretender Vorsitzender ab 1982.

Zu Gast beim stellvertretenden Vorsitzenden Willi Schüßler im Hause Am Zuckerberg 9 etwa um 1980. Neben mir rechts Cilly Aenstoots, Schriftführer H. Vieth und ganz rechts Kassierer Wilhelm Aenstoots. In der Mitte Wilhelm Kurschildgen, Kassierer des SV Blau-Weiß Hand ab 1984 und mein Nachfolger als Vorsitzender des Vereins ab 1994.

zu Gast bei Herrn Schüßler

Bau des Vereinsheims

1983 kommt es zu einem wichtigen Wechsel im Vorstand des SV Blau-Weiß Hand. Willi Schüßler und Wilhelm Aenstoots verzichten aus privaten Gründen auf eine weitere Kandidatur. Rolf Medenwald von der Tennisabteilung wird nun mein Stellvertreter, Erich Salzmann von der Fußballabteilung Kassierer. Herr Salzmann scheint mit seinem Amt überfordert und tritt Anfang 1984 unerwartet zurück. In dieser Notlage beauftragt der Vorstand den Sportstättenwart Wilhelm Kurschildgen am 26. April 1984 mit der Überwachung der Kassengeschäfte und den damit verbundenen allgemeinen Verwaltungsarbeiten. Am 26. Oktober 1984 wählt die Mitgliederversammlung Herrn Kurschildgen zum Kassierer des SV Blau-Weiß Hand. Ich kannte Herrn Kurschildgen schon von meiner Zusammenarbeit mit der Jungen Union Bergisch Gladbach und war von seinem Können überzeugt. Während seiner fast zehnjährigen Amtszeit als Kassierer vollzog er die Umstellung der Vereinsverwaltung und -buchhaltung auf EDV. Hierbei half ihm als ausgewiesener Fachmann Herr Karl-Heinz Loose von der Tennisabteilung. Nachdem der Vorstand wieder Tritt gefasst hatte, konzentrierte er sich jetzt auf die planerischen und finanziellen Voraussetzungen für den Bau des Vereinshauses, das wir 1987 fertigstellen konnten. Die Räumlichkeiten unserer Vereinsgeschäftsstelle hatten wir im Hause Lenzgen an der St. Konradstraße angemietet. Wir konnten nun mit unserer Geschäftsstelle in einen großen Raum auf unserer vereinseigenen Anlage an der Paffrather Mühle umziehen.

1983 festschrift 10 Jahre

In der Mitte Wilhelm Kurschildgen, Kassierer des SV Blau-Weiß Hand ab 1984 und mein Nachfolger als Vorsitzender des Vereins ab 1994. Links außen: Frank Buchwald, Jugendwart Fußball; rechts außen: R. Siminski, Abteilungsleiter Fußball ab 1982.

Kurschildgen
zufahrt tennisanlage vereinshaus und tennishalle

Am 17. September 1987 wird mir vom Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker in Anerkennung der um Volk und Staat erworbenen besonderen Verdienste Das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Am Samstag, dem 05.12.1987, überreicht mir Landrat Dr. Konrad Krämer den Orden in unserem neuen Vereinshaus im Kreise von etwa 70 geladenen Gästen, darunter im Mittelpunkt meine Frau Gertrud.

1987 mit verleihung Fred Kötz Willi Kurschildgen  1987 verleihung gäste  1987 verleihung vrnl Josef Konkulewski juergen klein willi pollmeyer hans kierspel
2005 gymnastikhalle vorschlag blum 1995 Mein Nachfolger für die CDU im Rat der Stadt Bergisch Gladbach wird zum 1. Oktober 1989 Wilhelm Kurschildgen, der auch am 09.11.1994 meinen Vorsitz im Sportverein Blau-Weiß Hand übernimmt. Damit war ich im alten und im neuen Blau-Weiß Hand 26 Jahre Vorsitzender gewesen. Bei meinem Ausscheiden erhalte ich vom Verein die Goldene Ehrennadel mit Brillanten und werde Ehrenvorsitzender. Leider ist Wilhelm Kurschildgen, mein von mir aufgebauter Nachfolger, plötzlich im Alter von 55 Jahren am 01. März 2000 verstorben. Es hat Jahre gedauert, bis sich der Verein von dieser Vorstandskrise erholt hat. Bei meinem Ausscheiden aus dem Vorstand 1994 habe ich dem Verein empfohlen, eine vereinseigene Gymnastikhalle zu bauen, damit der Verein unabhängiger von den Schulsportanlagen wird, besonders am Vormittag. Die Halle entstand 2004/05 neben der Tennishalle und ergänzt sinnvoll das sportliche Angebot des SV Blau-Weiß Hand.

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